Rockhouse Brothers
in Hamburg, Café Keese


Hat schon einmal jemand versucht, telefonisch im Keese zu erfragen, wann genau ein Auftritt ist? Das solltet ihr mal machen, das ist witzig. Auf der Homepage der Rockhouse Brothers steht leider keine Uhrzeit und es muss ja nicht zur Tradition werden, vor jedem Auftritt im Gästebuch oder per Mail nachzufragen. Nur woher erfahre ich dann die Anfangszeit? Ganz einfach, ich ruf im Keese an, die sollten das doch wissen! Die Telefonnummer bekommt man per Internet raus, allerdings landet man dann im Hotel Keese... der arme Mann dort weiß von nichts, er lässt sich zunächst die Internetadresse der Rockhouse Brothers geben um nachzusehen, ob dort tatsächlich ein Konzert angekündigt ist. Eine Uhrzeit kann er mir aber nicht sagen, er weiß ja nichtmal, dass der Auftritt stattfindet. Dafür gibt er mir die Nummer des Veranstaltungsleiters, der das ja wissen sollte (aber leider nicht ans Handy geht). Gut, das Telefonat war gestern, vielleicht hat sich daran bis heute etwas geändert? Diesmal ruft Solli an und erwischt den selben armen Kerl, der noch immer nichts weiß und nur sagen kann, dass "angeblich" ein Liveact geplant sei. 

Der letzte Donnerstagsauftritt war um 21 Uhr, vielleicht ist das heute ja genauso? Aber irgendwo im Netz steht etwas von "Tanz ab 20 Uhr". Sicherheitshalber packe ich ein Buch ein um mir die Wartezeit zu verkürzen. Auf dem Weg nach Sankt Pauli jagt mich mal wieder der Ohrwurm der letzten Tage: "Back to being so naive, accelerate to take off speed, surprise surprise, the wheels don't leave the ground..." Es ist schon ein bisschen bekloppt, mit dem Roller quer durch Hamburg zu fahren und gedanklich zu analysieren, ob das jetzt einfach ein 7/9er Akkord ist, oder ob die zweite gebrochene Harmonie in der Melodiestimme im Kontext jetzt doch eine andere Funktion hat (hat sie tatsächlich, der Grundton ist ein anderer). Musiktheorie abends um acht, sehr schön sowas. Ich erzähle dann mal lieber, was ich gemacht habe, nachdem ich meinen Roller in einer Seitenstraße geparkt habe ;-) Um viertel nach acht abends ist die Reeperbahn wie ausgestorben und auch das Café Keese sieht von außen so aus, als habe der Inhaber vergessen, die Miete zu zahlen. Nichts deutet darauf hin, dass man drinnen irgendetwas finden wird, das lebt und größer ist, als fünf Zentimeter. Irrtum, rechts neben den großen verhängten Fensterscheiben kann man tatsächlich reingehen, der Auftritt beginnt um 21 Uhr. Okay, eine gute halbe Stunde Wartezeit kann man ja überleben, also zahle ich meine 3 Euro Eintritt, lasse mich stempeln und suche mir drinnen einen Platz auf einem der roten Sofas. 

Rockhouse Brothers im Café Keese

Das erste Set beginnt mit "Blow your house in" und die drei meistern das a cappella gesungene Intro ohne merklich zu sacken. (Wenn a cappella doch ohne Instrumente bedeutet... darf ich das dann überhaupt so nennen? Oder gilt das reine festhalten eines Instrumentes nicht? Na egal...) Das Publikum hat ungefähr 10 Meter Abstand zur Bühne, weil dort die Sessel und Sofas stehen, bisher stürmt noch niemand die aus rot und gelb beleuchteten Fliesen bestehende Tanzfläche. Die Glitzervorhänge im Hintergrund sehen ziemlich gut aus, aber als Ausgleich dafür bekommt der Wolfman nur dann Scheinwerferlicht ab, wenn Joey einen Schritt vom Mikro zurücktritt. Außer der üblichen Begrüßung: "Good evening, ladies and gentlemen, we are the Rockhouse Brothers" stellt Joe heute sofort die Bandmitglieder vor und endet mit "Say 'hello' to Jamie/Wolfman". Beim folgenden "I'm ready" klingt alles recht leise, aber das mag daran liegen, dass ich noch in einer Ecke sitze, die den im Raum größtmöglichen Abstand zur Bühne hat.

Danach kommen "You're the devil in disguise" und "Can you can you", das als Cowboy Song angekündigt wird. Das fünfte Lied ist "Choo Choo Ch'Boogie". Darin spielt Jamie ein Basssolo und Joey schlägt vor: "maybe share one with the Wolfman" woraufhin die beiden sich die nächsten Takte Solo teilen. Geil! Schon ist es Zeit für Dirty Dancing, Jamie singt "Be my baby". Das folgende "Stand by me" habe ich bisher von den Rockhouse Brothers noch nie gehört. Joey sagt, dass etwas fehle und zwar die Percussion. Also versucht er zunächst, an den passenden Stellen seine Fingergelenke knacken zu lassen, dann seine Nase und schließlich seinen Nacken. Aber das scheint nicht allzu angenehm zu sein, also entscheidet er: "We do it without percussion!" Ich meine allerdings schon, dass die spürbar fehlt. An der Textstelle "...and the moon ist the only light we see" wird schnell ein "but not the full moon, Wolfman" ergänzt. Nein, Vollmond ist heute wirklich nicht, es war doch erst vor drei Tagen Neumond!

Rockhouse Brothers im Café Keese
Joey hat heute keine Lust auf Fotos, rennt aber in die falsche Richtung aus dem Bild

Es folgt "Viva Las Vegas", bei dem das Publikum die Qual der Wahl hat und entscheiden muss, wie schnell es gespielt wird. "Oh my god, that is impossible!!! Shall we try?" Danach erzählt Joe uns, dass er sich in letzter Zeit immer so allein gefühlt und im Endeffekt mit einem Psychiater gesprochen habe. Dabei kam heraus, dass er ein Geheimnis habe und als Teil der Therapie müsse er das endlich mal öffentlich sagen. "I'm a Shakin' Stevens fan! If there are any Shakin' Stevens fans or any homosexuals: this song is for you!" Er singt "You drive me crazy", das ich heute auch zum ersten Mal von den Rockhouse Brothers höre, und sagt hinterher "I feel better now!". Die Moderation zum zehnten Lied beginnt mit "Shall we bring out the Glockenspiel?". Klar, Jamie und Joey sind einfache Männer, sie können weder telefonieren und Auto fahren noch mit ihren Freundinnen reden und Fußball gucken gleichzeitig, nichtmal gehen und Kaugummi kauen klappt. Wusstet ihr übrigens das hier: "The Wolfman never leaves home without the Glockenspiel!"? Jamie füttert ihn von vor der Bühne mit einem Kaugummi, allerdings fängt Wolff heute erst im zweiten Versuch, nachdem er sich selber einen Trommelwirbel gespielt hat. Falls sich die Rockhouse Brothers also jemals auflösen sollten, hat Wolff einen Job im Zirkus sicher. Das Glockenspiel bei "Everyday" klingt total klasse, leider ist Joeys Gesang schon wieder ein bisschen leise.

Als elftes Lied im ersten Set kommt "I'm a believer" und danach darf Jamie sich wieder vorhalten lassen, dass er als kleiner Junge (also vor ungefähr fünf Jahren) doch unbedingt Ballerina werden wollte und dazu Mamas Schminktöpfe geplündert hat. Für den "20 Flight Rock" durfte er das jetzt ausleben und so sehen wir die Rockhouse Brothers Version von Schwanensee. Nach dem Basssolo erzählt Joe wieder, dass Jamie ein kleines Egoproblem entwickelt habe, und neuerdings der Meinung sei, er sei das wichtigste Bandmitglied. Talentiert, hübsch... also will er jetzt immer 80% der Gage einsacken. Glücklicherweise weiß Joe, dass der wichtigste Rockhouse Brother hinter seiner Schießbude sitzt und der Jubel für Wolfmans Schlagzeugsolo gibt Joes Theorie Recht. In der Pause sollen wir alle unsere Freunde, Feinde und Familie anrufen, damit die ins Keese kommen, denn die Rockhouse Brothers haben sich die besten Lieder noch aufgehoben.

Das zweite Set beginnt mit "Summertime Blues" und "C'mon everybody", die wie immer direkt hintereinander gespielt werden. Bei "White Wedding" könnte Joe mal wieder lauter sein. Das denke ich ziemlich oft, aber es könnte auch daran liegen, dass ich noch immer recht weit von der Bühne entfernt bin. Nüchtern klappt das mit dem "Scheißegal, ich tanz trotzdem" irgendwie nicht so gut. Für "Great Balls of fire" kommt wieder ein Kazoo zum Einsatz, Joey singt in die Blechröhre und Jamie ins Mikro. Das Gitarrensolo in "I ain't gonna be your monkey man" klingt stark nach Steelguitar und Hawaii. Schöööööön. Hat mal jemand einen Blumenkranz und ein Baströckchen für Joe? Das Publikum fordert den "Unknown Stuntman". Jamie meint dazu: "But when they ask for the Unknown Stuntman, it makes the whole like-Elvis-thing unnecessary". Recht hat er. Und dazu singt er wieder richtig gut, ich liebe diese Version! Die Twist Competition hat heute Abend keinen männlichen Hauptpreis, überhaupt wird viel weniger an Ansagen gemacht also sonst. Liegt es daran, dass im Café Keese nicht mehr als 70 Leute sind, die sich in diesem großen Raum natürlich ein bisschen verlieren? Dafür sind die Sets schön lang und es wäre (wenn man einen Partner hätte) richtig viel Platz zum Rock'n'Roll tanzen. Flocke, wo bist du? Nach "You never can tell" folgen "Wake up little Susie" und "Rock around the clock". Danach darf der Wolfman auch ohne Vollmond ein Lied singen, "Runaway". Funky wird er heute aber nicht mehr werden.... schade. Für "The Israelites" braucht Joey die tiefen Backingvocals von Jamie und mit "Suspicious Minds" endet das zweite Set.

Rockhouse Brothers im Café Keese

Rockhouse Brothers im Café Keese
Wildes Armkreisen bei "Suspicious Minds"

Heute gibt es offensichtlich keine kreischenden Teenies, zumindest werden für "I feel fine" keine gefordert. Als nächstes folgt die Kombination aus "Mojo" und "Get up", das diesmal zwar ohne Turnübungen auskommt aber dafür ein extrem geiles Gitarrensolo beinhaltet. Bei "Don't you (forget about me)" ist Jamie wieder an der Reihe zu singen, danach folgt "So lonely" ohne weitere Kommentare. Scheinbar hat heute mal niemand vor der Show in der Umkleide gesessen und geweint, weil er so alleine ist. Dafür singt Joey direkt am Anfang: "Well, Wolfman told me yesterday...". Ist eigentlich jemand aus Eppendorf hier? Das nächste Lied ist extra für die Eppendorfer: "In the Ghetto". Danach singt Wolff "Highway to hell". Für das nächste Lied, das ich auch noch nie gehört habe, sagt Joey sogar die Tonart an: "It's in the key of F!" und Jamie singt "Jeanny Jeanny Jeanny". Wow, das macht ja schon Spaß, auf die Frage: "Spielen die nicht eh immer das Gleiche?" sagen zu können: "Nein, tun sie nicht!". Bei "Mrs. Robinson" drehen die drei richtig auf, vor allem nach Joeys "LET'S ROCK!". Die letzten beiden Lieder im offiziellen Teil sind "Surfing USA" und "Surfing Safari", aber natürlich kommen die drei nicht ohne Zugaben davon. Schon stürmt der Wolfman die Bühne und beginnt mit "Wipe out", bei dem Jamie seine Basspirouette diesmal vor der Bühne dreht, weil darauf einfach nicht genug Platz ist. Mir hat doch mal jemand unterstellt, ich sei in meinem ersten Leben ein Bass gewesen. Hoffentlich war ich nicht Jamies Bass...

 

Rockhouse Brothers im Café Keese

Rockhouse Brothers im Café Keese

Rockhouse Brothers im Café Keese Rockhouse Brothers im Café Keese

Das letzte Lied des Abends ist "Help". Hm, je später der Abend, desto weniger schreibe ich mir auf. Das muss wohl daran liegen, dass es mich dann doch immer mehr Richtung Bühne und Tanzfläche zieht ;-) Außerdem habe ich mich mal als Karla Kolumna betätigt und aus allen möglichen Ecken Fotos geschossen. Dabei durfte ich dann auch wieder beobachten, dass die Menschen sehr zuvorkommend sind, wenn sie jemanden entdecken, der vermeintlich von der Presse kommt. Kugelschreiber und Fotoapparat wirken echt Wunder: man wird ständig angelächelt und hat gleichzeitig was zum dran festhalten.

Hey, in weniger als 24 Stunden geht es in Hannover weiter, in 48 Stunden wird gerade das Drafthouse gerockt. Scheiß Sucht! ;-)

Blow your house in
I'm ready
You're the devil in disguise
Can you can you
Choo Choo Ch'Boogie
Be my baby
Stand by me
Viva Las Vegas
You drive me crazy
Everyday
I'm a believer
20 Flight Rock

Summertime Blues
C'mon everybody
White Wedding
Ring of fire
I ain't gonna be your monkey man
Unknown Stuntman
You never can tell
Wake up little Susie
Rock around the clock
Runaway
The Israelites
Suspicious Minds

I feel fine
Mojo
Get up
Don't you (forget about me)
So lonely
In the Ghetto
Highway to hell
Mr. Bullfiddle
Jeanny Jeanny Jeanny
Mrs. Robinson
Surfing USA
Surfing Safari

Wipe out
Help



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