The Buddhas
in Hamburg, Alma Hoppes Lustspielhaus


Gut, dass das mit den Prinzen irgendwie dumm gelaufen war, habe ich ja schon berichtet. Aber wieso sollte ich nicht trotzdem mal über den a cappella Tellerrand hinausschauen? Immerhin gibt es schon seit vielen Jahren "The Buddhas" in Hamburg. Irgendwann hatte ich auch mal in eine CD von denen reinhören können, die gefiel mir ganz gut. Dass jetzt eine Frau neu zum Ensemble gestoßen ist, machte mich noch neugieriger. Und weil die ermäßigten Karten in der besten Kategorie auch nur 15 Euro kosteten, stand schnell fest: Wir gehen da hin.

Wie bereitet man sich auf so ein Konzert vor? Die Homepage der Buddhas war zu der Zeit im Umbau, im Internet also kaum Informationen zu bekommen. Eine CD von denen hab ich auch nicht... Aber bei Anette Dewitz kann man was über die nachlesen, das hab ich dann auch getan.  Außerdem die U-Bahnverbindung zu  Alma Hoppe's Lustspielhaus nachgesehen, das war's dann auch schon.

"Haben wir eigentlich ein schlechtes Gewissen, dass wir fremd gehen?" - "Ein bisschen schon." So begann für Solli und mich das Abenteuer Buddhas. Nach einem Spaziergang an der sonnigen Alster war für uns das erste Mal "wundern" angesagt. Denn anders als wir es gewohnt waren, kamen die Leute hier ganz gemütlich erst um wenige Minuten vor 20 Uhr. Kein Gedränge, keine Schlangen, keine hibbeligen Fans. Statt dessen Plätze an Tischen mit Kerzen, die Möglichkeit, noch etwas zu essen und zu trinken, und sich gemütlich zu unterhalten oder das Kabel- und Effektgerätegewirr auf der Bühne zu beäugen. Gut, das Konzert fing dann auch nicht pünktlich an. Um kurz vor acht wuselte noch immer einer der Buddhas, den wir nur vom Foto identifizieren konnten, im Publikum herum. Kein Einsingen?

Der Beginn des Konzertes kam mir extrem bekannt vor: "Revelation". So hatte auch das Konzert der Wise Guys in Hamburg begonnen, allerdings hatte dort die Vorgruppe dieses Stück gesungen. Des Rätsels Lösung: der Komponist von "Revelation" leitet den Groovechor, daher die Parallele.

Da ich weder die Buddhas noch die Stücke kannte, kann ich den Konzertablauf hier allerdings nicht weiter chronologisch darstellen.

Die Buddhas singen (fast) nur auf englisch. Und so fiel mir an diesem Abend massiv auf, dass ich  bei englischen Texten nur selten konzentriert auf den Inhalt achte. Natürlich war ich erstmal damit beschäftigt, die fünf quasi kennenzulernen und mir ein Bild von den einzelnen Sängern zu machen. Dass der Bass Manfred Bohnhoff der attraktivste Buddha ist, stand für uns schnell fest. Christian Koops erinnerte mich den ganzen Abend an einen Flötisten aus dem Blasorchester, wo ich mal war und Solli meinte, Jürgen Teuchert erinnere sie an irgendwen ganz berühmtes. Tabasco ist halt Tabasco und die Stimme von Katrin Wulff passt prima in den Gesamtklang. Der Klang gefällt mir sowieso ganz gut, auch wenn die Stimmen der fünf meiner Meinung nach einen recht geringen individuellen Wiedererkennungswert haben.

Das Publikum wurde schon bald zum mitmachen aufgefordert. Mal sollten wir das angegebene Tempo erraten, mal den vom "Tonkeks" vorgegebenen Ton. Oder wir wurden kurzerhand in mehrere Blöcke geteilt, um ein bisschen Percussion nachzuahmen. Dazu sollten wir uns dann auch bitte nicht beherrschen sondern dem sicherlich auftretenden Drang zum tanzen ruhig nachgeben. Aaaaaah ja.

Bei mir wollte der Funke trotzdem (oder gerade deswegen?) nicht so richtig überspringen. Denn die meisten der Songs begannen toll... und am Ende fehlte ihnen doch der Witz und die Spritzigkeit. Menno, da hätte man immer so viel draus machen können! Richtig geile Ideen, aber die Umsetzung grundsätzlich mit angezogener Handbremse. Jedes Mal, wenn einer der Sänger endlich mal richtig aufdrehen konnte, nahm er das Micro so weit vom Mund weg, dass über die Boxen viel weniger Sound kam statt mehr. Sowohl Jürgen als auch Christian stellten sich im Lauf des Abends als wahre Meister dieser Disziplin heraus und nahmen sich damit immer wieder selbst den Schwung der Dynamik. Echt schade. Und ständig mit geschlossenen Augen zu singen kommt auch nicht so gut rüber, irgendwie fühlte ich mich da schon ausgeschlossen. Auf der Bühne steht halt wer und singt, aber dass unten noch ein paar hundert Leute sitzen ist egal?

Sofern Percussioninstrumente eingesetzt wurden, klang das insgesamt nach Rasselsolo mit a cappella Begleitung und einer leisen Melodiestimme irgendwo ganz im Hintergrund. Die extreme Lautstärke der Percussions mag daran liegen, dass wir sehr nah an der Bühne saßen, störte uns aber doch sehr. So ein Räppelchen muss doch nicht durchknallen wie eine Bassdrum, man würde den Rhythmus auch leise hören können. Die Instrumente wären mir sozusagen filigraner viel lieber gewesen, dann hätten sie den Gesang unterstützt statt ihn zu übertönen.

Wie heißt es im Internet über die Buddhas? "Live mit hohem technischen Aufwand". Den Satz unterschreib ich sofort. Neben richtig fetten Effektgeräten kam häufiger mal ein mintfarbenes Metronom zum Einsatz, auch wenn ich nicht verstehe, wieso es so fundamental wichtig ist, mit hochkonzentrierter Miene genau die 96 zu erwischen. Ob das Lied bei 100 in die Hose geht? Am auffälligsten war aber ein Gerät, das Solli und ich kurzerhand "Dänbox" getauft haben. Sofern nämlich Rasseln und Mouthpercussion nicht reichten, konnte Christian mit diesem Ding noch zusätzliche Loops aufnehmen und die dann während des Liedes laufen lassen. Davon machte er auch ausgiebigsten Gebrauch. Na ja, und wenn aus einer Kiste Mouthpercussion klingt, ist es doch logisch, dass wir sie nach Dän betiteln. Übrigens konnte ich diese Mouthpercussion nichtmal ansatzweise nachvollziehen, weil sie grundsätzlich mit zig Effekten inklusive viiiiiiiiiieeeeeeeel Echo versehen wurde. Aus einem Konsonanten mach drei...

Man kann den Einsatz dieser samplenden Kiste in der Bühnenmitte dann auch maßlos übertreiben, das Paradebeispiel hierfür heißt "Forever in my life". Wieder mal sang Christian live seinen Schlagzeug-Loop ein, dann setzte Manfred ein paar Takte Bass dazu, schnell noch Hall drauf und dann ging's los. Vierstimmig, denn Manfred kam bis auf eine winzige Stelle in der Mitte des Liedes nur aus der Dänbox. Er hatte quasi nichts zu tun, außer ins Publikum zu gucken und sich ab und zu synchron mit den anderen nach links und rechts zu drehen oder den Microständer zu kippen.  Apropos Microständer... wieso steht eigentlich an jedem Microständer "23"? Eine der ungelösten Fragen.

Dann kam die Stelle, die ich jetzt quasi aus Anettes Buddha-Bericht abschreiben könnte: "Amazing Grace." Wer bitte kam denn auf die  Idee, in dieses Lied dreistimmiges Jodeln einzubauen??? Ich mein, die vorher durch Nebel erzeugt "Atmo" (was für ein doofes Wort) war ja ganz nett, aber das passte insgesamt hinten und vorne nicht zusammen. Man nehme Dschungelatmosphäre, das Lied von Reagans Beerdigung und dazu ein bisschen Jodelgedödel. Was kommt dabei raus? Eine Mischung wie Schnitzel mit nutella und Schuhcreme. Nur länger.

Gegen Ende endlich das heiß ersehnte Basssolo. Wir hatten insgeheim schon gehofft, dass "Probier's mal mit nem Bass" gecovert werden würde, denn Manfred begeisterte uns nicht nur äußerlich. Was dann kam, fand ich ne richtig richtig geile Idee: "Me with the floorshow / Kickin' with your torso..." - "Rock DJ" von Robbie Williams. Das fing sooooooo geil an. Aber leider ließ auch dieses Lied wieder nach. Echt sehr sehr schade.

Wir haben uns im Endeffekt trotzdem nachher CDs gegönnt, denn so aus der Konserve sind die Buddhas gar nicht schlecht. Die 15 Euro fanden wir dann auch einen fairen Eintrittspreis. Trotzdem bleiben auch hier die Wise Guys Nummer eins.



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