Wise Guys
in Hannover, Opernplatz


Das hier könnte der längste Bericht werden, den ich je über eine Show der Wise Guys geschrieben habe. Aber das macht ja nix, schließlich war es mit Abstand das geilste Konzert aller Zeiten.

Der Reihe nach...
Dass wir zum Kirchentag gefahren sind, war sicherlich sehr durch den Auftritt der Wise Guys beeinflusst. Ich glaube, ohne dieses Konzert hätte mir die rechte Lust gefehlt zu fahren, obwohl ich schon in Stuttgart und Frankfurt sehr viel Spaß gehabt hatte.

Die Ankündigung im Kirchentagsprogramm las sich gut:
100 Prozent a cappella.
Nur Gesang. A cappella vom Feinsten und sehr witzig.
Die Wise Guys verpacken ihre bissig bis humorvollen Songs in witzige Moderationen und bereichern ihre Show optisch mit gängigen Boygroup-Choreographien. Veranstalter sind Kirchentag und Kindernothilfe. "Können wir mit euch rechnen?" fragen Kinder weltweit. Filmbeiträge der Kindernothilfe und Kurztalks zu Armutsbekämpfung, Bildung und Wiederaufbau in Asien runden das Konzert ab.
Talkgast: Senait Mehari, Buchautorin und Sängerin, Hamburg
Moderation: Martin Buchholz, Rösrath
Musik: Wise Guys, Köln

Da sich in den Tagen vor Beginn des Kirchentags im Gästebuch der Wise Guys die Einträge häuften, dass alle möglichen Leute zum Konzert gehen wollten, waren wir schon morgens um halb zehn auf dem Opernplatz, um uns ganz unauffällig die besten Plätze sichern zu können. Das Programm tagsüber war zum Glück recht kurzweilig und die Mittagspause haben wir uns mit "Schwarzer Peter", Maumau und Ligretto verkürzt. Natürlich wurde auch immer schön live an die SummerGreetz-Front berichtet: "Huhu. Wir sitzen seit 10 Minuten direkt am Drängelgitter. Die nächsten 11 Stunden gehn wir nur zum pinkeln hier weg. Liebe Grüße auch von Solli & Maren, Nina".

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005
Was für ein Anblick... die Bühne am Opernplatz
Die Dimensionen ahnt man am ehesten, wenn man den Dirigenten links anschaut

Der Platz direkt vor der Bühne lag glücklicherweise bis zum frühen Nachmittag im Schatten der Bühne und so war die Sonnenbrand- und Sonnenstichgefahr einigermaßen gering. Trotzdem wurden schon früh Seiten aus der Kirchentagszeitung zu Fächern verarbeitet oder mit Regenschirmen der persönliche Schatten gesucht, die Hitze war unglaublich. Dafür dass noch zwei Wochen vorher Regen angesagt worden war, konnten wir uns wettertechnisch aber echt glücklich schätzen. Bei den umliegenden Drogerien waren Getränke und Sonnencreme der Renner des Tages, mittags standen in den Getränkeregalen von Rossmann nur noch vereinzelte Flaschen herum. Langsam aber sicher trafen weitere Fans ein, die irgendwie ein besseres Timing hatten, als wir. Denn zugegebenermaßen hätte es gereicht, um 14 Uhr am Opernplatz zu sein, um sich genau dort hinhocken zu können, wo wir schon seit ungefähr 10 Uhr saßen. Aber wir haben eine Ausrede: "Frauen haben viele Stärken, nur Timing hamse nicht!"

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005
Ein Platz an der Sonne mit dem Drängelgitter als Lehne
Was will man mehr?

Ab und zu ging der Blick natürlich in die Runde um zu schauen, ob schon irgendein von uns erkennbarer Kölner angekommen war. Und tatsächlich: "Du, der Typ da in dem karierten Hemd, der sieht aus wie Mike." - "Wer ist Mike?" Wenig später kam David dazu und sorgte dafür, dass Mike doch noch sicher identifiziert werden konnte. Die beiden wurden somit einer spontanen Idee folgend unfreiwillig Ansprechpartner, um herauszufinden, ob ein Afterglow stattfinden würde. (Warum das Ganze? Das kannst du unter SummerGreetz nachlesen.) Zu dem Zeitpunkt sah es übrigens auch laut Anette eher nach einem "Nein" bezüglich eines Afterglow aus, aber wir wollten die Hoffnung auch nicht zu schnell aufgeben. Das war ja trotzdem schon der erste Grund, sich zu freuen, denn Anette kannte ich bisher nur aus dem Internet. Ich musste mir zwar ihr gegenüber das Grinsen verkneifen bei der Vorstellung von ihr mit dem rosa Hut von Dän, aber ich glaube das hab ich so gerade eben geschafft.

Wenig später dann einer der schönsten Momente des Tages: Dän spazierte alleine ganz in Ruhe einmal über den Opernplatz. Er wurde dabei zwar von vielen vielen Augenpaaren beobachtet, blieb ansonsten aber unbehelligt. Keine Autogrammjäger, keine Fans... einfach nur die Sonne, die Menge und Dän. In dem Moment haben wir uns tierisch für ihn gefreut, dass er trotz seiner Bekanntheit noch die Möglichkeit dazu hat. Klingt vermutlich kitschig-sentimental, aber es war wirklich so.

Lustiger war es, die anderen zum ersten Mal zu sehen. Eigentlich wollten sie ja hinter die Bühne, blöderweise kannte der Kirchentagshelfer aber Clemens nicht und hielt ihn am Arm fest, um ihn daran zu hindern, hinter die Absperrung zu gelangen. Gut, dass Eddi den Helfer dann doch davon überzeugen konnte, dass sie die Wise Guys seien. Und noch besser, dass Solli scheinbar ein bisschen Lippenlesen kann, mir war diese Szene nämlich entgangen. Die bloße Vorstellung davon reichte allerdings schon aus...

Der Soundcheck musste wohl oder übel auf offener Bühne stattfinden, und so konnten wir nach dem Ende der Diskussionsrunden zunächst Igor und David beim ausgiebigen testen beobachten, während im Hintergrund diverse Bühnenpodeste aufgebaut und Lampen ausgerichtet wurden.

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

"1, 2, Test" - David in action

Clemens leidet... liegt es an der Hitze?
Oder an Eddi hinter ihm?

Clemens kam dann mit dem leidendsten Gesicht des Tages auf die Bühne geschlurft und wurde natürlich prompt mit einen ersten Applaus empfangen. Er blieb stehen, guckte in die Menge, knipste kurz sein Strahlelächeln an und ging dann kopfschüttelnd weiter zu den Technikern, um sich sein Mikro zum Soundcheck vorzuknöpfen. Ja, wir spinnen, wir Fans. Aber wir haben so verflucht viel Spaß dabei *gg* Aus einer Ecke weiter hinten kam plötzlich die lautstarke Aufforderung "Ausziehen! Ausziehen! Ausziehen!", die Clemens mit einem nachdenklichen Blick quittierte. Eigentlich wäre es ja echt heiß genug gewesen... aber er entschied sich dann doch mit einem leichten Stirnrunzeln und einer abwägenden Handbewegung dagegen.

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Immer noch der Soundcheck...
mit dem leider unvermeidlichen Schädel eines Sicherheitsmenschen

Bei Ferenc' Soundcheck hätte ich schwören können, dass er seine Stimme aus "Sonnencremeküsse" gesungen hat, das Lied war allerdings später gar nicht im Programm. Eddi sorgte für eine Bestätigung des ungeschriebenen Gesetzes, dass eine Generalprobe in die Hose gehen muss, damit die Aufführung geil wird und vergaß Teile seines Textes von "9 Live". Als er anfing, das zu singen, habe ich mich im ersten Moment gefragt, wie voll man sein muss, um auf so einen Text zu kommen und ich hätte schwören können, dass er sich den nur ausgedacht hat, um uns beim Soundcheck ein bisschen auf's Glatteis zu führen. Wir haben uns schon während dieser einstimmigen Darbietung gebogen vor lachen. Dän konnte sich irgendwie nicht von der Bühne losreißen, er blieb fast den gesamten Soundcheck über, saß mal auf einem der Podeste (deren Sinn keiner von uns herausbekommen hat), kontrollierte die Lautstärke der Monitorboxen oder lief einfach so hin und her und konnte dabei kaum das Lächeln abstellen: er schien schon zu dem Zeitpunkt zu ahnen, dass das Konzert einfach nur grandios werden würde. Anette stand am Bühnenrand und genoss die letzten Liter Frischluft, denn sie musste das Konzert leider aus einem Container bei gefühlten 70°C verfolgen, von wo aus die drei Kameraleute angewiesen wurden.

Dän erklärte uns dann, dass das noch der Soundcheck sei und dass es auch irgendwie dumm gelaufen sei, dass sie jetzt schon Stücke singen müssten, die eigentlich erstmals in diesem Konzert als Überraschung auftauchen sollten. "Also entweder ihr geht alle noch mal für 20 Minuten oder ihr hört weg." Nein, gehen wollte keiner mehr, aber wir haben uns redliche Mühe gegeben, mit möglichst desinteressierten und unbeteiligten Gesichtern das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen. Besonders, als auch noch "Denglisch" geprobt wurde.  Nebenbei hab ich mich wie schon in Lübeck gefragt, was wohl auf Saris T-Shirt steht. 

Nachtrag:
Es bedeutet "Wise Guys" auf indisch. Da hätte man auch so drauf kommen können...

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Der Soundcheck endete mit "Wo der Pfeffer wächst", und Dän meinte, sie hören jetzt damit auf und fangen das Konzert in zwanzig Minuten auch wieder damit an. Die kurze Wartezeit wurde von Martin Buchholz überbrückt, der für die Aktion "Deine Stimme gegen Armut" der Kindernothilfe warb und dazu Talkgäste interviewte und kurze Filme auf den auf dem Opernplatz aufgestellten Großleinwänden zeigte. Während des Konzertes wurden im Publikum Karten verteilt, auf denen man seine Stimmt gegen Armut abgeben konnte, am Ende waren etwa 4000 Karten gesammelt, aber die Kindernothilfe hatte auch auf dem Markt der Möglichkeiten einen Stand, an dem die Karten ausgefüllt werden konnten. Außerdem verteilten die eifrigen Helfer Armbänder mit der Aufschrift "www.deine-stimme-gegen-armut.de". Auch die Wise Guys waren damit versorgt worden. Diese weißen Bänder werden viele von euch noch beim Tanzbrunnen gesehen haben, denn Dän hatte seins dort noch um.

Zurück nach Hannover...
Martin Buchholz kam äußerst sympathisch rüber und heizte mit seiner Überleitung vom Talk zum Konzert direkt die Stimmung an: Die, die die Wise Guys kennen, lieben sie. Die, die die Wise Guys nicht kennen, werden die kennen lernen und die, die sie nicht lieben sollen da bleiben WO DER PFEFFER WÄCHST!

Kurze Anmerkung:
Ich hab es leider verpasst, die Reihenfolge der Lieder mitzuschreiben. Insgeheim hatte ich auf einen Bericht von Anette gehofft, um dort die Reihenfolge abschreiben zu können *gg* Leider schreibt sie keinen. Also gibt es hier mal wieder fröhlich chronologisches Durcheinander, wenigstens die Einordnung in die Konzerthälften sollte mir jedoch gelingen.

 

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005
Das Lachen der Wise Guys spricht Bände. Besonders Däns Gesicht zeigt den ganzen Abend über sehr deutlich, wie viel Spaß ihm dieser Auftritt macht, in der ersten Konzerthälfte kann er das Grinsen quasi kaum unterdrücken.

Und los geht es, wie versprochen mit "Wo der Pfeffer wächst". Wir können dabei zum ersten Mal live die neuen Bühnenklamotten sehen und sind direkt völlig begeistert! Tolle frische Farben, die den einzelnen Sängern immer super gut stehen und sofort Lust auf Sommer machen. Am auffälligsten ist die optische Veränderung bei Sari: Statt eines Lausbuben mit sexy Hüftschwung und teils bauchfreiem Fettfleckenshirt steht da plötzlich ein unverschämt attraktiver junger Mann auf der Bühne. Wow! Einfach nur wow! Ich bin dringend dafür, dass Sari zum "sexiest man alive" gewählt wird.

"Was für eine Nacht" und "Powerfrau" gehen richtig gut ab, die Menge auf dem Opernplatz tobt und singt von Anfang an einfach alles mit. In der Zuschauerbefragung stellt sich raus, dass wir das größte Publikum sind, das die Wise Guys je hatten, die Polizei beziffert die Menge hinterher auf 35.000 Menschen. (Yes! Wir haben den Tanzbrunnenrekord geknackt!) Und dazu kommt noch, dass etwa 70 Prozent Neuhörer dabei sind. Sofern diese Schätzung von Sari stimmt, waren 24.500 Menschen auf ihrem ersten Wise Guys Konzert und kaufen uns in Kürze die Karten vor der Nase weg. Maren schießt aber den Vogel der Befragung ab, auf die Frage, wer sich die CDs schön selbst gebrannt hat, meldet sie sich.

Die politische Situation wird in "Hallo Berlin" und "Monica" beleuchtet, und Dän spart nicht an Sticheleien Richtung Schröder und dessen Regierung. Wenn es so läuft, dann werden eben Neuwahlen angesetzt. Dass Schröder höchstpersönlich im Publikum war, erfahren wir auf dem Rückweg und ich wüsste zu gerne, wie er die Kritik aufgenommen hat. Das "Fuck Bush" habe ich selten so laut gehört, das macht doch richtig Spaß, wenn mehrere tausend Leute diese Parole rufen. Ob sie nun den guten Sitten entspricht oder nicht. Auf "Weltmeister" hatte ich mich schon sehr gefreut, denn das Lied ist ganz neu und die Premiere liegt erst wenige Wochen zurück. Hier kommt zu Anfang ausnahmsweise mal der pure Klang von der Bühne bei uns an, denn noch kann niemand diesen Titel mitsingen. Das "Olé olé olé" von Clemens ist jedoch so eingängig, dass wir es schon bei zweiten Mal draufhaben. Es bleibt im Ohr, in den folgenden Tagen singen wir immer wieder bei allen möglichen Anlässen "Wir werden Weeeltmeister!".

"Das war gut" ist wieder alles andere als katholisch, der Name des Liedes bringt die Performance auf den Punkt. Und wo ich gerade von katholisch rede... Dän erzählt: "Wir waren letztes Jahr auf dem Katholikentag in Ulm. Aber auch wenn 80 Prozent von uns katholisch sind, hier ist es irgendwie geiler!" Die Menge tobt und der "Quotenprotestant" Eddi freut sich sichtlich darüber. Auch der Sport auf der Bühne kommt nicht zu kurz: "Achtung! Ich will tanzen" ist in dieser Hitze eine absolut tolle Leistung. Apropos Hitze: in einer seiner Moderationen weist Dän uns darauf hin, doch bitte genug zu trinken, damit keiner umkippt. Wir halten uns brav daran, auch wenn die mittlerweile warme Cherrycoke einfach nur ekelig schmeckt. Aber den Zweck erfüllt sie trotzdem, wir bleiben stehen und der Kreislauf hält. Eigentlich sollen wir bitte auch etwas leiser dein, denn: "...da oben hinter dem gekippten Fenster schläft ein Kind, sagen wir mal, es heißt Max." Keine Chance, Dän schafft es nicht einmal ansatzweise uns dazu zu bringen, leiser zu sein und weniger abzufeiern.

Dann wird es spannend: Mit "Denglisch" geht die erste Premiere des Abends an den Start. In diesem Lied macht Sari sich über die Anglizismen in der deutschen Sprache lustig, und der ganze Text wird nach und nach immer englischer. Mehr werde ich mal noch nicht verraten, aber es lohnt sich, Premiere gelungen! Dän stellt hinterher selbstkritisch fest, dass die Anmerkung, die Wise Guys hätten ja selber einen englischen Namen, durchaus berechtigt sei. Aber für eine Änderung des Bandnamens ist es zu spät. "Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf" darf natürlich auch nicht fehlen und wir sind wieder mal dabei, wenn Sari so hilflos zu flirten versucht.

Das letzte Lied vor der Pause ist "Nur für dich". Während der Moderation dazu rennt Clemens zur Seite von der Bühne, die Treppe runter und irgendwo hinter die Bühne, weil er außer der Dusche auch noch seine Jeansjacke braucht. Als er wiederkommt sieht er aus, als habe er im Brunnen hinter der Bühne mal schnell gebadet, er ist platschnass. Und wenn er nicht so sehr hätte rennen müssen, wäre das bestimmt eine willkommene Abkühlung geworden. Dän macht natürlich Werbung für die Tanzbrunnenkonzerte, wobei wir bitte dann doch nicht alle am Samstag kommen sollen, das könnte knapp werden. Für Sonntag seien allerdings noch einige Karten da, und zeitlich sei das doch zu schaffen von Hannover aus.

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005 Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005 Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005 Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Vom angepassten Birkenstocksandalenträger zum Schwarm aller Frauen:
Clemens bei "nur für dich"

In der Pause werden wieder Interviews gemacht, außerdem unterschreiben die Wise Guys ein Banner der Kindernothilfe.  Davon bekomme ich recht wenig mit, denn mein Fotoapparat hat es gut gemeint und der Film war genau zum Ende der ersten Hälfte voll. Also bin ich erstmal damit beschäftigt, den Film zu wechseln. Senait Mehari, die selber unerträgliche Armut erlebt hat, berichtet davon sehr eindrücklich. Mir kommt wieder ein Satz in den Sinn, der dazu eigentlich alles aussagt: Wer satt ist, hat viele Probleme. Wer Hunger hat, nur eins.

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

  Die zweite Hälfte beginnt wieder mit "Mad World". Dabei steht Dän so vor einem der Scheinwerfer, dass er so aussieht, als leuchte er blau. Das erzeugt eine absolut tolle Stimmung, total schick. Ich krieg jetzt noch ne Gänsehaut, wenn ich nur das Bild ansehe... Bisher hatte ich mir bei Mad World ja immer gewünscht, dass es völlig still im Publikum ist, um dieses Lied einfach nur genießen zu können, was ja weder in Hamburg noch in Lübeck geklappt hat. Für Hannover hatte ich mir schon gar keine Hoffnungen mehr gemacht, doch der Kirchentag ist immer für Überraschungen gut. Viele der Fans singen ganz leise die Melodie mit, was statt den Genuss zu stören die Atmosphäre sogar noch verstärkt. Muss ich noch sagen, dass Mad World seit dem ersten hören mein absolutes Lieblingslied der Wise Guys ist? Auch wenn das Lied thematisch irgendwie aus dem Rahmen fällt, ist es eins der genialsten Arrangements, die Dän je gemacht hat. Einfach nur wundervoll!

Leider haben die Wise Guys sich gegen die schwarzen Anzüge entschieden, auf die wir schon echt neugierig waren, sie tragen weiterhin die bunten Outfits. Das kann man ihnen aber auch nicht übel nehmen, denn auch wenn es merklich dunkler wird, ist es noch immer extrem heiß.

Und noch ein weiterer Wunsch von mir geht in Erfüllung: Mad World wird nicht mehr als Soundtrack der Suizidgefährdeten bezeichnet. Schön. Weiter geht es mit dem "Ohrwurm", der auch von den Konzertneulingen sofort mitgesungen werden kann. Die 12-Ton-Version des neuen Liedes "Hallo, hallo ich bin KEIN Ohrwurm", die Dän in der nächsten Moderation vorstellt, kann zwar niemand auf Anhieb richtig nachsingen, genutzt hat sie trotzdem nichts, denn während des gesamten Kirchentages wird der Ohrwurm immer wieder in allen möglichen U-Bahnen gesungen. Mir drängt sich dabei gerade eine wilde Idee auf: Was würde wohl passieren, wenn wir beim Tanzbrunnennachholkonzert mit möglichst vielen Eingeweihten eine ebenso scheußliche 12-Ton-Version singen könnten? Ich meine... wenn Dän dann bemerkt, dass es nicht exakt seine Version ist, könnte man ja immer noch behaupten, das sei die Krebsumkehrung gewesen. Aber ich schweife ab...

"Einer von den Wise Guys" sorgt wie immer für Heiterkeit und ich bewundere Clemens, wie er in der Hocke so schnell über die Bühne rennen kann. Das Foto liefert die Erklärung: er macht das auf Socken!!! In Hannover ist der Erkennungswert der Wise Guys zumindest vor dem Konzert ja noch nicht so hoch gewesen, man denke da nur an den Helfer, der Clemens nicht vorbei lassen wollte.

 

 

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005

Ferenc rast wenig später als unangefochtener "King of the road" wie der Teufel über die Autobahn und kassiert natürlich einen Riesenapplaus dafür. Clemens hat bei dem Lied übrigens seine Schuhe wieder an, aber wir hatten keinen Grund, uns über eine etwaige Geruchsbelastung zu beklagen.

In der zweiten Hälfte des Konzertes kommt auch endlich der Einsatz für die extra angeschleppten FC-Schals: "Deutscher Meister". Solli hat irgendwie eine regelrechte Sammlung dieser Halswärmer aus Köln angeschafft, neben einem normalen FC-Schal gibt es da noch die BAP-Version mit dem Text "FC, Jeff Jas", den Köln - St. Pauli Freundschaftsschal und das Highlight: "Wir sind nur ein Karnevalsverein". Während der Strophe halten wir uns brav zurück, im Refrain allerdings kommen die Schals dann voll zum Einsatz. Und es lohnt sich, denn man kann immer auf den Gesichtern ablesen, wann die Entzifferung des Karnevalsverein-Schals gelingt. Hinterher fragt einer der Securities, ob wir extra aus Köln gekommen seien für das Konzert. Wieso Hamburger Schals aus Köln haben, bleibt ihm schleierhaft.

"Sing mal wieder" rockt wie nie, der Mitsingteil bricht einfach alle Rekorde. Ich wüsste echt gerne, was es für ein Gefühl ist, wenn man 35.000 Leute in der Hand hat und die genau so reagieren, wie man das gerade gerne hätte. Eddi weiß das jetzt und ich bin mir ziemlich sicher, dass er es genossen hat. In der Anmoderation für "9 Live" behauptet Dän, dass sie sich extra viel Mühe gegeben haben, damit die Choreographie schön unsicher und ungenau aussieht. Zur Melodie von "I will survive" beschwert sich Eddi darin über das unterirdisch schlechte Fernsehprogramm solcher Sender wie 9 Live. Wir können zwar die Strophen noch nicht, aber den Teil auf "na na na" schaffen wir auf Anhieb, die Menge kocht über und zumindest um uns herum beginnen die meisten, zu hüpfen und so laut es eben geht mitzusingen. Ich hatte das Lied ja im ersten Moment etwas irritiert vernommen, aber ich muss sagen: es ist SAUGEIL!!! Sprachlich genial, heftigstes Partypotential und einfach nur Spaß, Spaß, Spaß. Auch dieses Lied soll genau wie "Weltmeister" und "Denglisch" auf das neue Album kommen. Dän meint: "Ich weiß zwar noch nicht, wie es heißt, aber so wie ich den Laden hier kenne, wird es ein Junge!" Bei dem Satz fällt deutlich auf, dass viele Neulinge auf dem Opernplatz sind, denn es lacht fast niemand.

Leider neigt sich die Show dem Ende zu, Punkt 22 Uhr muss Schluss sein. Blöder Lärmschutz... aber so hat Max ne Chance, doch noch zu seinem Schlaf zu kommen. "Feierabend" perlt wunderschön locker von der Bühne in die Menge. Dieses Stück mag ich richtig gerne, auch wenn es leider das Ende des Konzertes anzeigt.

Natürlich dauert es nur sehr kurze Zeit, bis Zugaben gefordert werden und die Wise Guys lassen sich nicht lange bitten. Als erstes kommt "Jetzt ist Sommer", dann "Ruf doch mal an" und zum Schluss startet um zwei Minuten vor zehn "Mädchen lach doch mal". Die Ohrwurm-Reprise scheint raus zu sein, der Opernplatz gröhlt vergeblich. Auch auf "Wir woll'n die Wise Guys seh'n, wir woll'n die Wise Guys seh'n..." gibt es leider keine Reaktion. So geht der Lärmschutz doch noch flöten, denn der Radau hält noch eine ganze Weile an. Wer als Anwohner des Opernplatzes die Musik nicht mag, hat so richtig schlechte Karten an dem Abend.

Nach einer Weile wird tatsächlich noch ein Afterglow gestartet, der noch mehr als sonst eigentlich nur eine Autogrammstunde ist. Sari ist schon ins Hotel gefahren, weil sein Kreislauf nicht mehr so will, wie er, aber die anderen kommen todesmutig in den Security-Graben. Eine Frau spricht Clemens mit Sie an, worauf der schon fast entrüstet reagiert: "Können Sie mir einen Gefallen tun?" - Clemens: "Nein. Wenn, dann kannst DU..." An meine Mail wegen der Schaukelei in Hamburg kann Clemens sich sogar noch erinnern und er fragt glatt nach, ob wir mit seiner Technik Erfolg hatten. Dän freut sich über die Komplimente, die er wegen der neuen Outfits bekommt. Nachdem wir uns unsere Arme haben unterschreiben lassen, erzählt Anette noch eine schöne Anekdote: Für die DVD hatten die Wise Guys Audiokommentare zur Tourdoku abgegeben. Und als sie ihrer Mutter gegenüber erzählte, der Sari sei da gewesen für den Kommentar, fragte diese: "Ja hattest du denn auch Staub gewischt?"

Aus der U-Bahn Station rufe ich dann direkt noch bei Mella an, um ihr zu berichten, wie genial diese Konzert war und was sie alles verpasst hat. Eigentlich habe ich kaum noch Stimme (ich hab's mal wieder übertrieben trotz der drohenden Gesangsprüfung am Dienstag darauf), aber man hört mir die Begeisterung trotzdem voll und ganz an. Das glückliche Grinsen müsste man uns schon aus dem Gesicht schneiden, wir sind auf dem Rückweg völlig wie auf Drogen. Leider stellt sich schnell heraus, dass sich Sonnencreme und Edding nicht mögen, die Autogramme von Clemens und Dän sind sofort wieder weg, Eddi und Ferenc wenig später. Bei mir hält Anettes am längsten, bei Solli ist aus unerfindlichen Gründen Eddi besonders hartnäckig und überlebt sogar mehrmaliges Duschen. Meine Heiserkeit hält sogar mehrere Tage und ist auch mit Islamoos Pastillen kaum kleinzukriegen, statt dessen steigert sie sich in eine waschechte Erkältung. Warum nochmal mutiere ich bei Wise Guys Konzerten regelmäßig zum kreischenden Teenie? Egal, mittlerweile bin ich ja wieder fit.

Was ganz bestimmt am längsten halten wird, ist die Erinnerung an ein einmalig grandioses Konzert!

Wise Guys beim Kirchentag Hannover 2005
- ohne Worte -
Auszug aus der Kirchentagszeitung vom Freitag



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