Die Prinzen
in Hamm, Alfred-Fischer-Halle


Kann man einen eingefleischten Wise Guys Fan für die Prinzen begeistern? Um das herauszufinden habe ich mich in einen Selbstversuch begeben und mir eine Karte für’s Prinzen-Konzert in Hamm besorgt. Kurz vorher waren sie ich glaube in der 90er Show im TV zu sehen und da war schon aufgefallen, dass Sebastian offensichtlich nicht mehr so hoch kommt wie zu Beginn der Prinzenkarriere. Aber vielleicht sind die neuen Songs ja so arrangiert, dass das nicht so auffällt?

Natürlich ist mein Bericht subjektiv, denn ich wollte ja für mich feststellen, ob die Wise Guys wirklich das nonplusultra sind, oder ob die Prinzen ihnen den Rang ablaufen können. Von daher vergleiche ich insgeheim natürlich oft, ich will auch gar keine objektive Kritik schreiben.
Vor der Alfred-Fischer-Halle parkt ein riesiger Reisebus mit der Aufschrift "Die Prinzen - Akustisch Tour 2005". Mit so einem Gefährt kommen sonst ganze Fußballmannschaften an, aber so macht man natürlich Eindruck auf den Autobahnen. Parkt ein Tourbus wohl in der Hoteltiefgarage? Und für welches Bier war nochmal Werbung auf dem Bus?

Das Vorprogramm war auf jeden Fall klasse, 80 Sänger auf einer Bühne sind schon echt eindrucksvoll (allerdings bin ich da eh parteiisch, ich habe insgesamt über 10 Jahre in den beiden Chören gesungen). Es sangen der Kinderchor der Musikschule zusammen mit dem Jugendchor Cantate 86 die Prinzenstücke „Mann in Mond“, „Millionär“ und „Küssen verboten“. Nach diesem Vorprogramm wuselten zunächst Techniker über die Bühne, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, die sich wegen des Platzbedarfs für den Chor vorher nicht realisieren ließen. Okay, so was muss sein. Trotzdem ließen die Herren aus Leipzig noch eine geschlagene Viertelstunde auf sich warten, bevor sie endlich das Konzert starteten.

Folglich war ich schon vor dem Auftritt der Prinzen echt genervt, wer wartet schon gerne? Zu Beginn lief auf der großen Projektionsfläche im Hintergrund eine Diashow der bisherigen Touren ab und der Gitarrenprinz spielte irgendwas dazu. Dann kamen auch die anderen auf die Bühne und es ging endlich richtig los. Leider scheint es nicht zum Konzept der Prinzen zu gehören, am Anfang des Konzertes Partystimmung zu erzeugen, ausgerechnet "Gabi und Klaus" ziemlich zu Anfang sorgt ja nun nicht dafür, dass man fröhlich wird.

Und wieso eigentlich sitzen die Herren die ganze Zeit auf ihren Barhockern??? Die ekstatischste Bewegung des Abends kam irgendwann in der zweiten Hälfte von Sebastian: Er hatte die Füße auf den Streben des Barhockers stehen, trommelte zwischen seinen Beinen auf die Sitzfläche und hob ab und zu seinen Allerwertesten ein paar Zentimeter. Dazu waren denen ganzen Abend irgendwelche pompösen Projektionen im Hintergrund zu sehen. So wirkten die Hauptakteure zwischen dem Konzertflügel, Keyboards, ihren vier (?) Drumsets und Percussionsets, drei Bässen und unzähligen Gitarren noch kleiner und verlorener, zudem lenkten diese Hintergrundbilder einfach von der Musik und dem eigentlichen Geschehen auf der Bühne ab.

Die Moderationen waren nicht so sehr nach meinem Geschmack, sie schienen kaum ausgearbeitet zu sein, waren sehr spontan und dadurch leider häufiger witzlos, langatmig und schleppend. Das Wortspiel des Abends: "Dann wollen wir mal gucken, ob das Hammer Publikum auch ein Hammerpublikum ist." *gähn* Beim ersten Mal war der ja noch ganz witzig, beim zweiten Mal auch, aber die Male danach rang dieser Spruch den meisten Bewohnern Hamms nur noch ein genervt-gelangweiltes Grimassenschneiden ab.

Technikereinsatz? Aber hallo, so wie die Show begann, ging sie auch weiter: ohne ständige Technikerpräsenz auf der Bühne ging ja mal gar nichts! Wäre auch anmaßend zu vermuten, dass sich ein Prinz mal eben irgendetwas, was er braucht selber holt. Dass die Techniker das nachstimmen der Instrumente erledigen kann ich nachvollziehen, aber den Rest? Der eine Prinz nimmt den Wasserbecher aus der Halterung am Mikrofonständer und schwenkt ihn mit vorwurfsvollem Gesicht, um kurz darauf etwas zu trinken serviert zu bekommen. Der nächste braucht ein Akkordeon und lässt sich das von gleich zwei Technikern anschleppen und anziehen. Eigentlich toll, dass sie noch selber singen und das nicht gleich mit von den Technikern erledigen lassen. Und apropos singen: "Audi Victoria" singen sie dann ohne Verstärkung und ohne Begleitung. Komplett unplugged und a cappella. Gar nicht übel, wenn auch sehr sehr leise. Aber musste man das mit den leicht patzigen Worten "Was der Chor kann, können wir schon lange!" einläuten? Und braucht man für die paar Zeilen echt Noten? Alles andere ging doch auch auswendig.

Okay, es gab auch ein paar schöne Momente: Das Lied "Backstagepass ins Himmelreich" gefiel mir unheimlich gut. Dazu passte dann auch mal die Hintergrundprojektion. "Suleimann" und "Guru" waren auch witzig. Und ich fand es irgendwie schon bewundernswert, wie die sieben Prinzen ständig die Instrumente gewechselt haben, vom Gesang an den Flügel an die Percussions und zurück... schon irgendwie geil. Auch Guildo Horn im Publikum hatte was. Er war irgendwie der sympathischste Star des Abends.

Hinterher war ich mir zwar sicher, dass dieser Abend seine 31,80 Euro ganz bestimmt überhaupt nicht wert war, aber ein Autogramm zu ergattern wollte ich trotzdem versuchen. Mit ungefähr acht Leuten haben wir dann am Hinterausgang ausgeharrt, bewaffnet mit unseren Eintrittskarten und zwei Eddings. Henri, Wolfgang und Jens haben bereitwillig unterschrieben und auch Fotos mit sich machen lassen, den Drummer Ali und Bassist Mathias haben wir nicht behelligt. Als letztes kamen dann Tobias und Sebastian raus. Schade eigentlich, dass man dann so einen "Och nöööööö, Fans? Muss das sein?"-Blick erntet. Okay, war natürlich dumm von uns, dass wir nicht jeder seinen eigenen Stift hatten sondern dass wir uns den mit drei anderen teilen mussten. "Habt ihr nicht mehr Stifte? Das ist schon schlecht!" In dem Moment muss mich wohl der Teufel geritten haben, jedenfalls hab ich Sebastian gefragt, ob er sich vorstellen könne, mal ein Konzert zusammen mit den Wise Guys zu machen. Ein paar Tage vorher war Dän ja auch gefragt worden, ob er mal mit den Prinzen auftreten würde und hatte diplomatisch geantwortet, dass die bestimmt viel zu tun hätten. Sebastians Antwort: "Na dann sollen die sich mal melden." Ich hoffe sehr, dass sie es nie tun werden.

Fazit: Wie sich das bei einem Seitensprung gehört, bereue ich den zutiefst! Der Abend war zu teuer, im Konzert zu wenig Party, der Eindruck der Prinzen zu unfreundlich, zu abgehoben... auf CD find ich die Prinzen weit besser, wenn auch die neuen Songs nicht mehr so toll sind, wie es die alten mal waren.

Och nöööööö, Prinzen live? Muss das sein?



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