Bällchenpool
Montag, 23. Februar 2009. Es ist Rosenmontag. Der Ausbau des Dachbodens nimmt Formen an. Ich tackere auf der einen Seite der künftigen Rumpelkammer die Dampfsperre an die Sparren, schraube eine Sparlattung darüber und mit Torbens Hilfe die ersten Gipskartonplatten an diese. Außerhalb der Rumpelkammer, zwischen deren Wand und dem Schornstein, entsteht eine knapp 85cm breite Nische. Als ich darin hocke und irgendetwas festschraube, kommt Torben auf eine folgenschwere Idee: "Wollen wir da nicht so eine Klappe zum Durchkrabbeln vormachen und sagen, dass Birla da wohnt?" Bei mir brennt irgendeine Vernunftsicherung durch und meine spontane Assoziation ist: "Bällchenpool!"
Wenig später zeigt Torben mir eine in knapp 10 Minuten endende Auktion, in der 200 solche Bälle versteigert werden und - wie sollte es anders sein - gewinnt sie. Währenddessen diskutiere ich mit Corine und Dani, wie hoch die Wand vorm Bällchenpool sein sollte, und ob und wie man den Pool auspolstern muss. Die imaginäre Einkaufsliste wächst. Birla bekommt schnell ein Fläschchen in die Hand gedrückt und wir düsen los um einzukaufen.
Zunächst suchen wir eine Tapete und eine passende bunte Bordüre aus. Dann stehen wir auf einmal vor der Klebefolie und der Bällchenpool scheint doch dauerhafter werden zu sollen, als ich ursprünglich geplant hatte. Wir suchen eine transparente Folie aus, die wir unten rundherum kleben wollen, damit die Tapete nicht so unter einem spielenden Kind leidet. Tapetenkleister und Bordürenkleber landen als nächstes im Einkaufswagen, bevor wir die Lampenabteilung stürmen. Die schönsten Lampen dort sind leider ein bisschen zu groß und zu teuer, aber schließlich finden wir einen hübschen bunten Wandspot. Wie praktisch, dass auf dem Dachboden sowieso noch ein zur Zeit nicht benutztes Kabel liegt, das mit an den Lichtschalter gekoppelt ist. Damit war bis vor ein paar Tagen noch die Rumpelkammer beleuchtet, aber die hatte ich ja neu verkabelt. Dann hoffen wir auf ein passendes Reststück Teppich. 85x110 bitte. Und tatsächlich: Es gibt eine vergleichsweise kleine Restrolle, die als nächstes im Einkaufswagen landet. Eigentlich hätte ich gerne sofort ein paar Meter Viertelstäbe, aber es gibt keine, die mir gefallen. Egal. Torbens Idee, aus einem buten Klodeckel eine Art "Katzenklappe" in die Wand zu bauen, damit Birla alleine rein- und rauskrabbeln kann, gefällt mir auch nicht. Also bleiben alle Klodeckel im Laden.
Zum Auspolstern hatte Dani Isomatten vorgeschlagen. Leider ist die Saison dafür momentan nicht geeignet. Aber Birla ist ja auch noch klein, also legen wir ein paar Stücke Schaumstoff in den Wagen, damit sie weich liegt. Jetzt muss noch die Oberkante der Wand irgendwie gestaltet werden. Ich hätte die gerne halbrund oder zumindest stark abgerundet, damit sich kein kletterndes Kind wehtun kann. Wie passend, dass mir noch ein halber Meter gelbes Kunstleder in die Finger kommt.
Im benachbarten Baumarkt finden wir dann einen 28mm Viertelstab, der für die Rundung auf der Wand perfekt geeignet ist. Super, Einkäufe erledigt.
Das ist sie. Die Ecke, die im Moment eher so aussieht, als wollten wir darin Kartoffeln lagern. Die blaue Folie ist die Dampfsperrfolie. Und die Gipskartonplatte beginnt erst so weit oben, weil sich dahinter ein Abflussrohr versteckt.
An der rechten Seite soll das Stück Wand neben dem Schornstein noch hinter Gipskarton verschwinden. Außerdem muss da noch Wärmedämmung rein, damit die Kälte aus dem Dach nicht im Pool landet. Die Platte für den Kniestock (oder Drempel, nennt es wie ihr wollt) ist auf jeden Fall schon festgeschraubt. Habe ich schon erwähnt, dass ich meinen neuen Akkuschrauber liebe? Drehmoment bis zu 35Nm, Schnellladefunktion, der Akku kann auf der Ladestation bleiben und wird dabei immer auf höchsten Ladeniveau gehalten... Ein Traum!
Die künftige Bewohnerin findet ihren Pool gut. Sie weiß allerdings noch nicht, dass ein Pool nicht immer mit Wasser gefüllt ist. Torben hat mir ja leider verboten, den Bällchenpool zu fliesen. Eigentlich fand ich das eine tolle Idee, aber er ist da nicht so begeistert. Naja, dann eben doch "nur" ein paar Säcke Bällchen. Links hinter den beiden seht ihr die Wärmedämmung und das nächste Stück Wand.
Als die Kleine endlich pennt, unterziehen Torben und ich den Wandspot einem ersten Test. Er funktioniert. Allerdings wird er erst nach dem Tapezieren komplett montiert werden.
Noch mehr Gipskarton muss nicht in die Ecke. Die Vierkantleisten unten im Bild werden die vordere Wand. Oder genauer gesagt: die Trägerkonstruktion dafür. Meine neuste Idee ist, dass ich diese Wand zum Einschieben baue. Also die eigentliche Wand wird auf diese Konstruktion von oben aufgeschoben. Damit erledigt sich auch spontan das Problem, wo die Tackernadeln vom Kunstleder verschwinden können. Naja, Zukunftsmusik. Währen oben gerade die ganze Spachtelmasse trocknet, schreibe ich den Bericht. Und anschließend werde ich mich wohl als Tapezierer versuchen dürfen.
So, die Löcher sind alle verspachtelt, abgeschliffen und ein zweites Mal gespachtelt. Während das Zeug weiter trocknet, baue ich die vordere Wand aus Holzleisten und Gipskarton.
Der zweite Trocknungsprozess der Spachtelmasse geht schnell, also darf jetzt wohl tapeziert werden. Da ich vermute, dass die Gipskartonplatte den Tapetenkleister aufsaugt, kleistere ich erstmal die komplette Nische damit großzügig ein. Dann messe ich die Länge der ersten Tapetenbahnen ab und lege los.
Die beiden Bahnen auf die Dachschräge zu kleistern, ist gar nicht so schwierig. Kein Wunder, es sind ja einfach nur gerade Bahnen. Die hässlichen braunen Flecken auf dem Boden sind übrigens vom Tapetenkleister, der die beim Schornstein entstandene Versottung sogar durch die 2cm dicken Bodenplatten durchschlagen lässt. Was für eine Sauerei!
Bei der ersten Wand mit schräger Kante lasse ich schon mehr Nerven beim Tapezieren, bis das Stück Tapete endlich passt und an der Wand klebt. Die kleine Bahn gegenüber geht wieder etwas besser. Trotzdem zeigen sich jetzt in dem Knick zwischen Wand und Dachschräge ein paar Stellen, die nicht exakt passen und wo der Gipskarton durchblitzt. Oder die farbige Schicht der Tapete hat sich abgerieben, wo ich zu oft drübergestrichen habe um sie an die Wand zu drücken. Mist. Zum Glück ist die bunte Bordüre schon gekauft und sicherlich geeignet, ein paar Schönheitsfehler zu kaschieren. Die restlichen Löcher im gelb werden dann vermutlich von gemalten Luftballons oder so verdeckt. Mir wird schon etwas einfallen.
Am Ende gewinne ich sowohl den Kampf gegen die Tapete als auch den Kampf darum, den Wandspot in die Ecke zu fummeln. Die kleine Steckwand wird von einer Seite tapeziert. Die andere Seite soll ja mit dem Kunstleder verkleidet werden. Die Idee, wie die Macken verschwinden, ist jetzt auch geboren: Ich werde Tapetenstücke bunt anmalen, Kreise daraus ausschneiden und auf die Tapete kleben. Dann sind die Bälle nicht nur auf dem Boden sondern auch an der Wand und es ist schön bunt.
Tag 3 des Bällchenpoolbaus. Die Bordüre ist schon seit gestern Abend geklebt und dürfte wohl trocken sein. Also kann der untere Teil des Pool mit Klebefolie ausgeklebt werden, damit die Wände etwas unempfindlicher sind. Die beiden aneinandergeleimten Viertelstäbe sind auch getrocknet. Daran tackere ich ein Stück Kunstleder und schraube die Konstruktion auf die Schiebewand. Danach wird das Leder über das runde Holz und auf die Wand geleimt. Jetzt noch an den Seiten antackern und fertig ist die Wand. Natürlich wird auch die von der Rückseite mit Klebefolie bearbeitet.
Die Wand ist komplett ungefähr 35cm hoch. Die Verletzungsgefahr dürfte - wenn man von möglichen Beulen beim Hinfallen mal absieht - gegen Null gehen. Also darf die kleine Maus die Wand mal testen. Sie scheint die Wand zu mögen, auf jeden Fall kann sie sich daran prima festhalten und stehen üben.
Die Wände sind komplett fertig, jetzt ist noch der Boden dran. Erster Schritt: Teppich verlegen. Das geht mit der Schiene für's passgenaue Schneiden und dem Microklettband ziemlich fix.
Aber der Boden soll ja ruhig weich und warm sein. Also lege ich den mit 3cm dickem Schaumstoff aus. Prinzipiell soll jetzt eine zweite Schicht Teppich drauf, aber der liegt noch platt auf dem Boden, damit er glatt wird. Also muss eine Decke dafür herhalten. Als letztes kleines Gimmick landet eine Zerrspiegelplatte vom schwedischen Möbelriesen an der Wand. Unsere Lütte hat zwar das Prinzip Spiegel noch nicht begriffen, aber sie findet alles toll, was glitzert.
Jetzt fehlen nur noch die Bällchen.
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