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Gästebuch

30.03.2006:
Hallo zusammen!
Hier gibt es mal etwas Seltenes: Das Tourtagebuch 2006 der Rockhouse Brothers auf deutsch. Auf Wunsch einiger Fans, die mit der englischen Version Probleme haben. Ich habe einfach nur übersetzt, was Wolff und James geschrieben haben. Viel Spaß beim Lesen.

16.04.2006:
Seit dem 14.04.2006 ist auch auf der Rockhouse Brothers Homepage eine deutsche Version verfügbar. Ihr habt also ab sofort die Qual der Wahl zwischen www.rockhousebrothers.de und meiner Seite. Freut euch auf jeden Fall schon auf die Fortsetzung, Jamies Andeutungen klangen vielversprechend. Es bleibt spannend.

MS Columbus, 18.03.2006 - 05.04.2006

 

24.03.2006 - Aden, Jemen

Wir fahren im Arabischen Meer entlang der arabischen Halbinsel Richtung Süden und erreichen den Golf von Aden und das Rote Meer. Jemen ist noch immer eines der ärmsten Länder der Welt.

Gerade neulich hat Jamie mir gegenüber betont, wie erstaunlich es ist, dass Menschen in dieser Landschaft tatsächlich seit tausenden von Jahren mit nichts außer Kamelen (für Milch, Käse und Fleisch) und einer einzigen Wurzelart, die hier trotz Sand, nackten Felsen, brennender Sonne und Wassermangel wächst, überleben. Es mag komisch klingen, aber als wir an einem Punkt am Bug der Columbus standen und das Land ansahen - als das Licht plötzlich dramatischer wurde - dachten wir alle drei: "Das sieht so... biblisch aus." Und jeder von uns brauchte einen Moment um zu begreifen, dass genau dieser Gedanke wirklich Sinn macht.

Aden ist die zweitgrößte Stadt im Jemen und der wichtigste Hafen.Die Stadt sieht ein bisschen aus wie eine Baustelle und ist Tankstelle Nummer Eins für die meisten Schiffe, die durch den Suezkanal wollen, geworden. Gerade jetzt sind wir eins dieser Schiffe, das mit einer Kraftstoffleitung verbunden ist und dessen kleine Shuttleboote die Passagiere an Land bringen.

23.03.2006 - auf See

Heute Abend ist unsere erste Show in voller Länge. "Volle Länge" heißt auf dem Schiff etwa 45 bis 60 Minuten - nicht unsere durchschnittliche Nacht in der Academy in Hamburg. Sonja (die Leiterin der Kreuzfahrt) stellt uns als DIE große Attraktion vor und sorgt dafür, dass das Publikum uns einen nach dem anderen auf die Bühne ruft. Mit Sätzen wie "Sie werden es lieben!" und "Wir werden noch VIEL von den Rockhouse Brothers hören während dieser Reise!" schafft sie hohe Erwartungen...

Nun, sowas kann manchmal ein wenig schwierig sein... Ich persönlich ziehe es immer vor, wenn wir die "liebenswerten kleinen Lausebengel" mit den lustigen Anzügen sind, die langsam die Herzen des Publikums bezaubern. Schließlich besteht dieses Publikum hauptsächlich aus älteren Menschen und Rentnern und viele von ihnen mögen keine laute Musik. (Letztes Jahr hat sogar einer der Passagiere zwei große Papiertaschentücher ausgepackt, sie aufgerollt und in seine Ohren gesteckt. Die Enden baumelten auf jeder Seite gute 10 cm raus. Irgendwie wollte man einfach nur ein Feuerzeug nehmen und... ich mach nur Spaß.) Mit anderen Worten: Man muss versuchen, leise zu spielen. Zusätzlich sehen unsere lustigen Anzüge in der "Columbus Lounge" - die genau so aussieht, wie man sich eine Cocktailbar auf einem Schiff in den 80er Jahre Fernsehserien vorstellt - kein bisschen komisch oder ironisch aus, sondern eher wie eine preiswerte Version dessen, was sowieso jeder auf der Bühne trägt, zumindest in diesen Serien.

Okay, genug gemeckert. Es hat alles gut geklappt. Und man solle nicht unterschätzen, vor Zuhörern zu spielen, die sich wirklich an den Star Club in Hamburg erinnern und jedes Lied, das wir spielen als Musik erkennen, zu der sie in ihrer Jugend getanzt haben! Es sind alle wirklich freundlich.

22.03.2006 - Salalah, Oman

Es ist Zeit, ein Geheimnis zu enthüllen. Berlin hat uns nicht von unserer seltsamen Laufleidenschaft geheilt. Wir haben uns tatsächlich für den diesjährigen Stockholm Marathon (letztes Jahr hatte Joe nach Deutschland kommen müssen) im Juni angemeldet.
Das ist gut ("Yes."), weil es uns motiviert, fit zu bleiben. Und es ist auch gut, weil es uns etwas zu tun gibt, falls wir uns jemals an den langen Seetagen langweilen sollten.
Also, was gibt es für eine bessere Möglichkeit, unseren Tag in Salalah zu beginnen, als mit einem 20 km Lauf durch die Wüste und am Strand entlang?

Ich glaube, ich habe mir die Nase verbrannt!
Obwohl wir von unserem zweistündigen Lauf weit vor Mittag zurückwaren und ich sogar eine dicke Schicht UV-20 Sunblocker aufgetragen und eine lange Jogginghose und ein T-Shirt angezogen hatte, habe ich dennoch eine ziemliche "Bräune" erreicht. Als trüge ich den wichtigsten Bestandteil eines Clownskostüms.

Es hat Spaß gemacht: Wir sind außerhalb des Hafenbereiches an der Straße lang gejoggt. LKW-Fahrer haben gehupt, gegrinst und uns zugewinkt. Wahrscheinlich haben sie gedacht: "Der Große muss ein Fußballspieler des Oman sein!" oder "Diese Typen sind übergeschnappt!" Kamele, Taxifahrer und Mitarbeiter des Hafens - sie alle bleiben wohlweislich im Schatten, deutlich außerhalb des Sonnenlichts. Später nehmen Jamie und ich ein Taxi in die Stadt, die ein bisschen enttäuschend ist. Nachmittags hat fast alles geschlossen und der einzige "Souk" (mein erstes arabisches Wort, es heißt Markt oder Basar), der geöffnet ist, entpuppt sich als Supermarkt. Ich kaufe Waschpulver und einen Rasierer und die arme Frau hinter der Kasse bekommt beinahe Ärger, weil sie mir zu viel Wechselgeld gibt.

Oman ist ein Sultanat; ein ziemlich reiches arabisches Land, dessen Haupteinnahmequelle die Aufbereitung von Öl ist. Es ist alles ein bisschen teuer hier.

20.03.2006 - Muscat, Oman

Am 20. März ist in diesem Jahr Frühlingsanfang in Deutschland. Aber es fühlt sich gut an, aus Deutschland an einen Ort entkommen zu sein, wo sich der Frühling so richtig wie Sommer anfühlt. 27°C, nicht schlecht! Der 20. März ist auch mein Geburtstag oder genauer gesagt: der Tag nach einer herrlichen Feier in meinen Geburtstag rein! Ich kann mich heute morgen nicht aufraffen, aus dem Bett zu steigen und werde mich möglicherweise für immer fragen, wie Muscat wohl aussieht. Christopher Columbus hätte kein so großer Entdecker sein können, wäre er wie ich gewesen. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass dieses Schiff dann Columbus getauft worden wäre.
Wie auch immer, Jamie lässt ja keinen Landgang aus. Also überlasse ich euch seinen kompetenten Händen:

Der Tag startete mit einer Feuerübung. Nach nur wenigen Stunden Schlaf gingen sämtliche Alarmanlagen los und verkündeten das Ende jeder Ruhe. Ich bezweifle, dass einer von uns ohne eine komplette Notfallsimulation als Weckruf überhaupt aus dem Bett gekommen wäre. Irgendwie hat Wolff es geschafft, sogar das zu verschlafen. Naja, es war sein Geburtstag. So haben Joe und ich uns nach Muscat reingeschleppt, unser erster Hafen auf dieser Kreuzfahrt...

Es ist ein sehr sonderliches Gefühl sowohl erschöpft als auch verkatert zu sein, während man sich eine eine total fremde Kultur vorwagt. Während man das Schiff verlässt behalten die Beine das Gefühl der Wellen bei und man schwankt bei jedem Schritt. Das alles rundet die Illusion ab, gerade auf dem Mond gelandet zu sein.

Das Land heißt Oman. Die Menschen scheinen freundlich zu sein, aber die Landschaft besteht aus ödem, dunklem Felsengebirge. Kein Grün wohin man sieht. Es gibt einen interessanten arabischen Markt in der Stadt, aber ich bin nicht in der Lage, einen Einkaufsbummel zu genießen. Wie auch mit all der Übelkeit?

Wir haben dennoch etwas gekauft. In den arabischen Ländern muss man seine Knie, Schultern und den Bauch verhüllen. (Ich wusste nicht, dass es Kleidungsvorschriften für Männer gibt.) Um die Ausführung unseres straffen Fitnessprogramms zu gewährleisten, schafften wir uns lange Jogginghosen an. Ich erledigte zügig den Kauf einer 3/4 langen Hose, aber Joe nahm sich Zeit und wurde letztendlich mit einer Hose des Fußball Nationalteams des Oman belohnt. Wir wissen nicht, ob sie wirklich in langen Hosen spielen, aber wir fühlen uns wie auf dem Gipfel der örtlichen Sportmode.

Gegen Mittag waren wir zurück auf der Columbus, aufbauen für die erste Show...

18.03.2006 - Dubai

Fliegende Gitarren!
Dies ist unser dritter Aufenthalt auf der MS Columbus ("Drei ist eine magische Zahl!"). Das stolze Schiff ist bereits auf seiner siebten Fahrt um die Welt für Hapag-Lloyd, die letzte Etappe erstreckt sich von Dubai (arabische Emirate) nach Venedig (Italien). Aber wie üblich beginnt unsere eigene Reise damit, dass SoTi (Sonja und Tina) Jamie und mich früh morgens von meiner Wohnung in Hamburg abholen und uns freundlicherweise in unserem Tourbus zum Flughafen fahren. (Vorweg: dies ist normalerweise eine lange und emotional geführte Debatte darüber, wann wir genau wo sein wollen wegen des Übergepäck-Check-Ins, dann eine Welle von Protest und Ablehnung über die unmöglich frühe Zeit von Jamie und mir, eine Mitten-in-der-Nacht-auf-letzte-Minute Packaktion, ein kleines Mitten-in-der-Nacht-auf-letzte-Minute Trinkgelage oder jede vorstellbare Kombination der genannten Tätigkeiten.)

Ich habe es nicht geschafft, SoTi von charakterstärkenden 7:30 Uhr als Abholzeit runterzukämpfen, aber immerhin habe ich es hinbekommen, über die große Baustelle auf der Straße direkt vor meinem Haus Stillschweigen zu bewahren!  Das wird uns ein paar Extraminuten verschaffen...

Der Check-In ist überraschend einfach, obwohl wir letzen Endes jedes Gramm unseres vorher bezahlten Übergepäcks ausnutzen. Jamie und ich haben beide aus gutem Grund unsere Akustikgitarren mitgebracht.
- Jamie: "Um auf dem Schiff Songs zu schreiben."
- Wolfman: "Wenn Jamie seine mitnimmt, will ich meine auch mitnehmen!"
Aber die Crew lässt uns diese ohne weitere Nachfragen mit auf den Flug nach Frankfurt nehmen. In Frankfurt treffen wir Joey (Hey, er hat dieses Mal nicht seinen Flug verpasst!), der Folgendes hatte (mit-)nehmen müssen:
- einen noch früheren Flug nach Frankfurt, um pünktlich aus Stockholm hier zu sein,
- seine Gretsch Gitarre (ein unersetzliches Stück musikalischer Ausrüstung, auch Joeys "Glücksgitarre" genannt, weil er fast nie ohne sie auf einen Auftritt geht),
- eine zusätzliche Akustikgitarre (Joey: "Um auf dem Schiff Songs zu schreiben, und wenn Jamie und Wolff ihre mitbringen, will ich auch!")

Folglich stehen wir mit vier Gitarren (von denen zumindest eine notwendig ist) und unseren Rucksäcken in Frankfurt auf dem Flughafen herum und machen Witze. Nach einer Weile kommt eine Stewardess zu uns und sagt: "Sie können diese Gitarren nicht weiter mitnehmen. Ich habe mit dem Kapitän gesprochen. Sie müssen eingecheckt und in den Rumpf des Flugzeuges gepackt werden. Oder Sie müssen einen weiteren Sitzplatz bezahlen." Eine flüchtige Recherche von Joey ergibt, dass ein Extrasitz ungefähr 2000 Euro kosten würde.

"Ich klebe diese gelben Aufkleber drauf. Damit werden ihnen die Gitarren sofort ausgehändigt, sobald wir Dubai erreichen. Es klappt nicht immer, aber die Leute werden auch sehen, dass es Musikinstrumente sind und werden sie nicht herumwerfen. Das ist alles, was ich tun kann." Ich erinnere mich daran, zu Joey und Jamie gesagt zu haben: "Ich sollte es vielleicht nicht laut sagen, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei." Fünfeinhalb Stunden später sind wir in Dubai gelandet und meine Worte klingen noch immer in meinem Kopf nach.

"Guckt mal!" sagt Jamie und zeigt aus dem Flugzeugfenster auf die Landebahn. Meine Martin Gitarre ist gerade in die Luft geschleudert worden, zunächst zur Seite gewirbelt und dann auf den Boden des vier Meter tiefer befindlichen Gepäckwagens gekracht. "Nein!" sage ich fassungslos. Als nächstes ist Jamies Gibson dran: Sie segelt eleganter durch die Luft, aber kracht noch heftiger runter (direkt auf meinen Gitarrenkoffer). Irgendwie werden wir gerade gezwungenermaßen die Preisrichter eines sehr obskuren Wettbewerbs im Turmspringen. Die leichtere (und damit weniger schützende) Konstruktion des Koffers gibt Joes 1963er Gretsch besondere Flugeigenschaften: Dreifacher Salto und eine Landung mit dem Hals zuerst. "Whoa!" keuchen wir - das war eine glatte 10!

Der letzte Wettbewerbsteilnehmer ist ungefähr 100 Koffer später ein Überraschungsgast. Jamies Kontrabass wiegt in seinem großen weißen Koffer ungefähr 30 kg. Wegen seiner Größe und seiner Form ist es schwierig für eine einzelne Person, ihn zu tragen. "Also, die können ja wohl nicht..." fange ich an. WOOSH!!! BANG!!! "Hm, ich glaube, sie können ihn tatsächlich werfen!" Wir haben einen Gewinner: Der Koffer scheint für einen Moment mitten in der Luft stehen zu bleiben und den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen, aber dann gleitet der "weiße Wal" ein einem wunderschönen Bogen nach unten und macht eine Bauchlandung auf dem Gepäckwagen.

Eine Stunde später sind wir klatschnass geschwitzt aber haben unser komplettes Gepäck eingesammelt. In der schwülen Hitze des Flughafens wissen wir nicht, ob wir zuerst Jesus, Gott oder Allah danken sollen. Es ist tatsächlich nichts kaputt gegangen.

 

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Stand: 20.04.2006