Wise Guys
in Hamburg, CCH1


Heute haben jede Menge liebe Leute Geburtstag. Bodo Wartke zum Beispiel und zudem gleich zwei KusSler. Die beiden haben das Ständchen schon heute Nacht in Bielefeld gehört, wollten aber eigentlich auch beide heute hier in Hamburg sein. Schon vor ein paar Tagen hatte während eines Außentermins ganz überrascht die Radio-Plakate in Hamburg gesehen und darüber erfahren, dass ich in meiner Niederlassung nicht der einzige Wise Guys Fan bin. Folglich verabschiedete ich mich Freitag von meiner Kollegin mit: "Bis Sonntag!" - "Sonntag?" - "Wise Guys" - "Ach ja!" Irre ich mich eigentlich, oder wurde sonst nicht so ausgiebig plakatiert? Harburg schien mir im Gegensatz zu früher schon fast gepflastert zu sein. Früher war eben doch nicht alles besser.

Um 18:30 Uhr treffen Annekathrin und ich uns im Foyer des CCH, um den Stand von MISEREOR vorzubereiten. Heute ist die Security nicht so sehr um ihre Tische besorgt, wie beim letzten Mal und wir dürfen auf sämtlichen Stehtischen die Flyer auslegen. Vor dem Konzert ist die häufigste Frage jedoch, wie bei den letzten Malen auch, wo das Klo sei und ab wann man CDs kaufen könne.

Kurz vor Konzertbeginn frage ich mich, ob wieder der Groovechor als Vorgruppe auftreten wird. Heute gibt es jedoch keine Vorgruppe. Statt dessen tönt etwas aus den Boxen, das die Radio-Besitzer an den Nachrichten-Jingle erinnern wird. Eddi berichtet von verschiedenen Gremien, die festgelegt hätten, dass Video- und Tonaufnahmen verboten seien. Ferner sei Rauchen erlaubt, allerdings nicht im Konzertsaal. Wir bleiben bei Eddis Stimme, denn er eröffnet mit dem Opener das Konzert. Zunächst steht er ganz alleine im Lichtkegel eines Spots und verlässt diesen komplett, als Sari auf die Bühne kommt. Für Clemens Auftritt gehen beide aus dem Spot heraus und wir können den glitzernden Audruck auf Clemens Shirt bewundern. Als Ferenc - natürlich unter donnerndem Applaus - auf die Bühne kommt, werden zwei Spots hinzugenommen, die orangfarbene Diagonalen auf den Vorhang im Bühnenhintergrund zaubern. Ferenc Stimme ist genial gemischt. Als er zu singen beginnt, geht ein Raunen durchs Publikum. Mit dem Auftritt von Dän geht die Party richtig los und vom Opener gehen die fünf nahtlos in den Opener B über. Danach erzählt Dän natürlich, dass das neue Album "Radio" direkt auf Platz drei in die deutschen Albencharts eingestiegen ist. Nach seiner Aussage hätten sie sich "nach innen gefreut", was Clemens mit in den Nacken gelegtem Kopf und der Andeutung der Aufnahme einer alkoholischen Flüssigkeit ein wenig ins rechte Licht rückt.

Wise Guys

Es folgt Denglisch. In der sich anschließenden Zuschauerbefragung will Dän wissen: "Wer hat gestern Abend Grand Prix geschaut?" Es melden sich einige Leute und Dän dreht sich entsetzt mit einem "Och nee, Leute!" weg. Hm, ich finde ja noch immer, dass das Lied der Finnen echt genial ist. Zum Glück gehört aber eine Grand Prix Diskussion nicht in diesen Bericht, also höre ich schnell wieder damit auf. Mit mir selber zu diskutieren wäre ja auch langweilig, ich bin mir schließlich einig.

Als ein Oldie angesagt wird, geht schon Jubel los und bei den ersten Tönen von Mädchen lach doch mal stimmen noch einige mehr in die Freude ein. Thematisch bleibt s im weitesten Sinne bei den Frauen, Sari singt Sie bricht mir das Herz. Er spielt herrlich mit der Dynamik und es ist wirklich ein Genuss, ihm zuzuhören. Dieses Lied, so erfahren wir, habe einen Groove, bei dem man mitgehen könne. "Man kann sozusagen beim Trauern mitwippen." Das letzte Lied in einem Block voller Geschichten über Männlein und Weiblein ist Romanze, das "Unternehmen Partnerfindung". Schon die ganze Zeit konnte man immer wieder die Effekte der neuen Lichter bewundern. Für Romanze wurde ein ganzes Bühnenbild aus Licht gestaltet. Zunächst an der linken Seite die Sonne, später Sterne links und rechts und das ganze vor blauem Hintergrund. Laut Clemens fehlt Frauen übrigens "manchmal das entscheidende Stück Humor".

Bei 9 Live bin ich von der neuen Lightshow gar nicht mehr so begeistert. Diese an Skybeamer (das sind die riesigen Spots vor Diskotheken, die man kilometerweit sieht) erinnernden Lichteffekte, ich glaube, sie heißen Starlights, wirken auf mich total reizüberflutend. Der Saal ist heute sowieso nicht so dunkel wie sonst, weil ständig die Decke und teilweise auch die Wände an den Seiten angestrahlt werden und das vom Geschehen auf der Bühne ablenkt. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Bei Weltmeister hingegen finde ich die überdimensionalen Fußbälle aus Licht, die im Refrain am Vorhang entlangtanzen, durchaus passend. Eddi erklärt, dass man viele Gründe zum Feiern hat. Als Schüler, wenn man das Abi gepackt hat und als Student, wenn wieder ein Semester rum ist. Oder eine Woche vom Semester... Als Hymne der Wir-haben-etwas-zu-feiern-Gruppierungen erklingt Jetzt und hier.

Wise Guys

Bei Buddy Biber wird der Comiccharakter dadurch unterstrichen, dass bunte Farbkleckse á la Montagsmaler auf den Hintergrund projiziert werden. Das ist bunt, aber es passt. Direkt nachdem Buddy den fiesen Förster Fritz besiegt hat, folgt ohne Ansage Wo der Pfeffer wächst. Das Lied wird extrem druckvoll vorgetragen, Dän tobt über die Bühne und die mitreißende Energie greift aufs Publikum über: Riesenjubel!

Vor dem letzten Lied vor der Pause erzählt Dän, dass Sonja Wilts von LaLeLu am Dienstag und Mittwoch in Lübeck und Flensburg dabei sein wird. Heute kann sie leider nicht, da LaLeLu selbst ein Konzert in Itzehoe haben. Schade. Im Werbeblock erzählt Dän von Eddis Solotendenzen. Eddi sei quasi die Yoko Ono der Wise Guys, vor allem auch optisch. Und Eddi habe ein Kinderbuch geschrieben, Léon der kleine Löwe. Damit hat er der Werbepflicht genüge getan und weiß weiter zu berichten, dass die Wise Guys schon immer in verschiedene Fraktionen geteilt gewesen seien. "Ein Teil ist sehr tolerant und der andere Teil heißt Clemens!" Mit Schunkeln verabschiedet Clemens uns in die Pause. Die Show dazu ist herrlich, ich weiß mittlerweile nicht mehr, über wen ich am meisten lachen musste. Vielleicht über Sari, der ganz unschuldig so tut, als habe er sich nur bewegt, weil er etwas unter dem Schuh kleben hat? Die vier Wise Guys im Hintergrund tun sobald Clemens guckt immer so, als schunkelten sie nicht. Wenn Clemens dem Publikum sein Leid klagt, hampeln sie dafür umso heftiger auf ihren Plätzen herum.

Nach der Pause geht es los mit Mad World und direkt danach mit Radio. Dieses Lied passt von der Stimmung her hervorragend hinter Mad World! Ich fand die Kombination mit dem Ohrwurm ja nie gut, aber so ist es genial. Es scheint so, als stehe ein anderer Dän auf der Bühne, der vom Schnipsen des Publikums begleitet wird. Wow. Hier passen dann auch die Starlights, die mit breiten gelbgrünen Lichtkegeln durch den Saal strahlen. Die Atmosphäre ist atemberaubend. Dän erklärt, dass auf der Bühne manchmal peinliche Sachen geschehen. Bei Buddy Biber sei es so, dass Clemens nur so tun solle, aber diesmal habe er Eddi wirklich verprügelt. "Wenn wir uns von Peinlichkeiten auf der Bühne erholen wollen, erleben wir einfach Peinlichkeiten im Privatleben." Einer von den Wise Guys zeigt, dass wieder viele Neuhörer dabei sind: an der Stelle "ohne mit dem Pinkeln aufzuhörn" gibt es überdurchschnittlich viele Lacher und Clemens bekommt sogar Szenenapplaus, als er als Kind über die Bühne rennt.

Wir lernen weiter: "Unser Selbstverständnis ist das einer rollenden Bildungseinrichtung, also VHS auf Rädern. Wir werfen die Themen auf, und Sie können die dann zu Hause zu Ende diskutieren." Inwiefern Das bedeutet Krieg zu Diskussionen führt, kann ich nicht beurteilen. Auf der Bühne macht der Song auf jeden Fall Spaß. Danach darf Eddi eine seiner berüchtigten Moderationen loslassen. Nach so viel Hektik (er verweist auf die Lichtblitze) müsse an dieser Stelle etwas ruhiges kommen. Deswegen jetzt eine Ballade aus dem vorigen Album mit dem Titel: Achtung! Ich will tanzen.

Nach Eddi bekommt auch Clemens wieder eine Moderation. Er erzählt, er sei ja auch nur ein Mann und damit nicht in der Lage, seine Gefühle auszudrücken. Vor 15 Jahren sei da mal etwas passiert. Deswegen wolle er das folgende Lied von ganzem Herzen seinem damaligen Ausbilder bei der Bundeswehr widmen: Das Allerletzte. Es geht ohne Ansage direkt weiter mit Sing mal wieder. Dän erklärt uns, dass es für eine Band ganz wichtig sei, dass es einen gebe, der sich für keinen Scheiß zu schade sei. Die nächste Hauptstimme hingegen sei schwer und deswegen kann die nur Ferenc singen. Natürlich reagiert das Publikum wie programmiert, jubelt, kreischt und startet eine Welle. Aber auch dafür hat Dän eine Erklärung: Es gibt immer so einen Riesenapplaus, weil die Leute bemerken, dass Ferenc da ist. Tiefgang macht seinem Namen alle Ehre. Bei den besonders tiefen Tönen geht immer einen Raunen durchs Publikum, teilweise wird sogar schon während des Liedes losgejubelt.

Wise Guys

Der Vorverkauf für das Konzert in der Großen Freiheit 36 im November startet morgen und nach dem Konzert gibt es wie immer einen Afterglow. "Wenn Sie dann noch irgendwas von uns möchten, dann nehmen Sie es sich!" Mit dem Gelächter nach diesem Kommentar geht das Konzert dem Ende entgegen, denn Zwischenbilanz ist das letzte Lied im regulären Programm. Als Zugaben singen die Wise Guys vor Standing Ovations Jede Stimme zählt, Nur für dich, Jetzt ist Sommer und Ruf doch mal an.

Opener
Opener B
Denglisch
Mädchen lach doch mal
Sie bricht mir das Herz
Romanze
9 Live
Weltmeister
Jetzt und hier
Schunkeln

Mad World
Radio
Einer von den Wise Guys
Das bedeutet Krieg
Achtung! Ich will tanzen
Das Allerletzte
Sing mal wieder
Tiefgang
Zwischenbilanz

Jede Stimme zählt
Nur für dich
Jetzt ist Sommer
Ruf doch mal an



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