Viva Voce
in Hannover, Deutscher Pavillon


Im Programm des Kirchentages wurden sie als "Vom Vox-Pop zu Robbie Williams, A-cappella-Boyband" aus Ansbach angekündigt, das Programm hieß "gefühlsecht". Und da uns der Begriff a cappella generell aufhorchen lässt, sind wir dort mal hingestiefelt. In einer SMS hatte ich die Information bekommen, ich solle mir mal selber ein Bild über sie machen und so war ich schon einigermaßen neugierig.

Viva Voce mussten auch den Soundcheck auf offener Bühne machen und konnten ihre Show erst mit etwas Verspätung beginnen. Der Begriff Boyband passt gut, zumindest das Aussehen der jungen Männer ist mit dieser Bezeichnung voll kompatibel. Und natürlich fängt die Vergleicherei an. Einer hat einen ähnlichen blonden Lockenkopf wie Dän, seine Stimme erinnert uns allerdings doch eher an Ferenc. Die anderen landen nicht so schnell in einer Schublade, es gibt keine.

Leider hab ich das Programm nicht von Anfang an notiert, aber einiges bekomme ich doch noch auf die Reihe. Gegen Anfang kommt ein Lied, in dem sie besingen, alles tun zu wollen, um nicht berühmt zu werden. Bei dem Lied denke ich: Okay, wunderbar, dann macht weiter so. Begeistert mich leider gar nicht. "Volare" macht Lust auf Party, vor uns sind scheinbar einige ganz große Fans, die direkt von Anfang an immer wieder aufspringen und mittanzen. Dann kommt etwas, bei dem ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll: "Wenn sie tanzt". Ja genau, das wenn sie tanzt von den Wise Guys, die Boygroup singt noch zu einem großen Teil gecoverte Songs. Gesanglich ist es gar nicht so schlecht, auch wenn mir persönlich das Original besser gefällt, weil es emotionaler vorgetragen wird. Aber die Choreographie dazu muss jemand auf Drogen entwickelt haben. Bisher hatte ich das Lied so verstanden, dass der Sänger völlig hin und weg ist von dem, wie diese Frau sich bewegt. Dass für ihn quasi die Welt stillzustehen scheint, während er ihr zuguckt. Bei Viva Voce sieht das leider anders aus, die Boys hopsen über die Bühne, als wären sie die Backgroundtänzer bei Britney Spears. Alles in allem wirkt es eher wie "fünf Tucken singen Wise Guys" und mich tröstet daran nur, dass Dän dank der GEMA auch für solche Aufführungen seiner Songs Kohle bekommen müsste. Außerdem nutzen sie viel zu oft Konsonanten als Klangträger, also singen wennnnnnn sie tannnnnnnnnnnnzt mit extrem abgehackten Vokalen, so dass der Gesang nicht wirklich zum klingen kommen kann. Die Moderationen sind leider auch nicht das Gelbe vom Ei, in diesem Fall war sie so langatmig, dass jemand aus dem Publikum "Singen!" forderte. "More than words" war ganz okay, fiel weder nach oben noch nach unten aus dem Rahmen. Es folgt zunächst eine Moderation, in der erzählt wird, dass es ja Frauen gebe, die zu Männern sagten: "Du bist wie ein Bruder für mich!" Da hätte es uns schon gut gefallen, wenn sie sich etwas eigenes einfallen ließen statt Dän's Moderationen zu mopsen. Es geht darum, dass ER so gerne mit ihr zusammen wäre, aber ja leider nur der beste Freund ist. Schließlich kommt es doch noch zur gemeinsamen Nacht, doch beide sind steif wie ein Brett, so dass er sich am Ende wieder wünscht, nur ihr bester Freund zu sein. In der folgenden Moderation folgt meiner Meinung nach der hellste Moment der Show. Neu hinzugekommene Zuhörerinnen wollen den Namen der Band erfragen und rufen "Wie heißt ihr?" - "Was?" - "Wie heißt die Band?" - "Dän? Mit dem war ich gestern noch ein Bier trinken, glaubt mir, der ist nen ganzen Kopf größer als ich!" - "Die BAND!!!!" - "Achso. Ja, wir sind Viva Voce. Und wer seid ihr?"

Der nächste Song "Summerfeeling" haut mich wider Erwarten absolut vom Hocker, der ist eifnach nur geil geil geil!!! In der Mitte ist ein Teil in moll, in dem die Stücke Summertime und Ain't no sunshine übereinander gelegt sind. Das passt absolut klasse, ich bin völlig begeistert und staune sehr darüber, dass bei Viva Voce offensichtlich Top und Flop direkt nebeneinander liegen können.

Als nächstes singen sie das "Boygroup-Medley" aus "All I have to give" von den Backstreet Boys, "Back for good" von Take That und "Bye Bye Bye" von 'N Sync. Das macht Spaß, da passt die Choreographie sehr gut zu und es bietet alles in allem eine tolle kurzweilige Leistung. Dann folgt wieder ein Medley, diesmal mit Stücken von Robbie Williams: "Angel", "Feel" und "Let me entertain you". Auch das passt prima zu den Boys, auch dass sie sich in der Leadstimme abwechseln ist prima und passend. Das nächste Stück finde ich persönlich etwas zu vulgär (was aber absolut Geschmackssache ist): "Voxpoppen". Viva Voce nennen ihren Stil Vox-pop und das Verb dazu entsprechend voxpoppen. Und so hören wir in den nächsten Minuten ständig, dass wir poppen wollen... Die Coverversion des folgenden No Angels Songs "Daylight in your eyes" als "Tageslicht" kommt beim Publikum gut an. Zwischendurch berichten sie noch von ihrem Fernsehauftritt, der beim Tigerentenclub stattfand *grins*. Wir hören uns das Konzert, das erst um 21:30 Uhr begonnen hat nicht bis zum Ende an, weil wir mit Anne verabredet sind und nach Burgdorf zurückfahren.

Die ruhigeren Nummern fand ich insgesamt nicht so gelungen, Summerfeeling sicherlich die geilste musikalische Leistung des Abends. Die Boygroup-Musik passt auf jeden Fall am besten zu ihnen, denn auch die Tanzeinlagen sind komplett auf diesen Stil ausgerichtet. Ich weiß nicht, wie alt die fünf sind, aber da ist verdammt viel Potential, und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird. Bisher habe ich mir noch keine CD zugelegt, aber alles in allem bin ich doch sehr neugierig und werde das vermutlich noch nachholen.

Wer neugierig geworden ist, kann Viva Voce auf ihrer Homepage besuchen.



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